Seit ein Bremer Pastor meint, mit einer Polemik Buddha-Figuren, uns Christen den Buddhismus madig machen zu müssen, reizt mich das Lachen des Dickbäuchigen.
Zunächst sei festgehalten: das runde Gesicht, das uns hierzulande in manch einem China-Restaurant anlächelt, ist nicht eine Statue des Siddhārtha Gautama, dessen Dharma (= spirituelle Lehren) den Buddhismus begründete, sondern des zukünftigen Buddha Maitreya, auf Chinesisch Budai, Kosename: der Lachende Buddha.
Budai wurde populär als einer, der Kinder mit Süßigkeiten beglückt und selbst arm, zufrieden und gelassen lebt.
Im Zen-Buddhismus wird eine kurze Geschichte über Budai erzählt.
Ein Mönch fragt ihn: „Was bedeutet Zen?“
Budai ließ seine Tasche fallen.
Und wie verwirklicht man Zen?”
Budai hebt seine Tasche wieder auf und setzt seinen Weg fort.
Erst war es mein trotziger Protest gegen die Verunglimpfung von einer Kanzel herab, der mich zur Zen-Literatur greifen ließ, dann packte sie mich wieder, die Kraft buddhistischer Weisheit – wie vor vielen Jahren auf einem Kirchentag während einer Zen-Meditation, oder als Jugendliche, versunken in das Kultbuch Siddhartha.
Das freundliche Buddha-Lachen hat’s in sich. Mettâ, das Wort für Güte oder Freundlichkeit, sei ein „Grundbegriff buddhistischer ‚Ethik‘“, lerne ich von Byung-Chul Han. Anders als eine Freundlichkeit, die im Sinne aristotelischer Ethik auf freundschaftlichem, gegenseitigen Geben und Nehmen gründe, kenne die Freundlichkeit im Zen-Buddhismus, „weder Wirt noch Gast“, so Han. Sprich: Es gibt keine „starre Differenz“ zwischen „Wirt und Gast“, die Rollen sind nicht klar verteilt. Selbst- und besitzlos zu sein ist Voraussetzung dieser Freundlichkeit, die übrigens auch keine Grenzen setzt zwischen Mensch und Tier.
Das Lachen des Mönchs entspringt jener Ungezwungenheit, die das Ich aus seiner Starre befreit und über sich hinaus, ja sich selbst weg lacht.
Sich selbst weg lachen? Ich wär‘ schon froh, schaffte ich es, mich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen – frei nach einem Kaffeetassen-Spruch:
„Lächle! Du kannst sie nicht alle töten.“
Quellen:
Artikel Budai: http://en.wikipedia.org/wiki/Budai
Han, Byung-Chul, Philosophie des Zen-Buddhismus, Reclam, Stuttgart 2002, Zitate S. 115f. und 121.
Barbara Schenck, 25. Februar 2015