Was uns Suchmaschinen sagen
Beckers Neuland. Irgendwas mit Medien - Bernd Becker
...Ich tippe: „Warum“. Und siehe da: Die Vervollständigungen durch Google werden philosophischer: „Warum ist der Himmel blau“...
Haben Sie sich schon einmal mit der „automatischen Vervollständigung“ bei Google befasst? Oft ist sie hilfreich.
Ich gebe etwas ein, und es wird von der Suchmaschine vervollständigt. Manchmal passt es gut, und man kann das gewünschte Suchergebnisse anklicken ohne alles eingetippt zu haben. Manchmal erscheinen allerdings merkwürdige Resultate. Interessant ist es darauf zu achten, wonach andere Nutzer anscheinend schon gesucht haben. Beim Thema Gott zum Beispiel gehen die Suchanfragen weit auseinander. In meinem Browser erscheinen dann die Themen: Gott sei dank, Gott ist tot, Gott mit uns und Gott ist nicht tot. Ja, was denn nun?
Beim Schlagwort „reformiert“ wird es schon konkreter: Als erste Vervollständigung gibt Google „reformiert-info“ an - was den Schreiber dieser Zeilen natürlich freut. Dann folgen „reformiert euch“ und „reformiert ronsdorf“. Vor der Wuppertaler Kirchengemeinde wird also noch das Buch der Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali genannt. Beide stoße offensichtlich auf großes Interesse.
Gebe ich „Kirche“ ein, kommt als erster Eintrag „Kirche austreten“. Danach folgen passenderweise „Kirche in Not“ und dann schon die „Kirche des Bizeps“ - eine Initiative die offensichtlich dem Kraftsport huldigt. Mein letzter Versuch soll etwas offener formuliert sein. Ich tippe: „Warum“. Und siehe da: Die Vervollständigungen durch Google werden philosophischer: „Warum ist der Himmel blau“ und „Warum feiern wir Ostern“. Ein christliches Thema also ganz weit vorn. Etwas ernüchternder allerdings der Topp-Treffer: „Warum soll ein längeres starkes Gefälle nicht mit getretener Kupplung durchfahren werden“. Kurz nach dem Spiel EM-Viertelfinale war übrigens noch die Frage „Warum spielt Italien mit Trauerflor“ auf dem obersten Rang.
„Warum feiern wir Ostern“ hält sich in meinem Browser nun schon seit Wochen. Hier sehe ich eine Herausforderung für die Kirche. Das muss doch mal jemand beantworten. Auch in der Trinitatiszeit. Eine Suchmaschine sucht eben - antworten müssen wir manchmal selbst.
Bernd Becker, 6. Juli 2016
Pfarrer und Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe,
Mitglied im Moderamen des Reformierten Bundes