Da ich das noch einmal nachlesen wollte, gab ich „Ingolstadt Gegen…“ als Suchbegriff in meinen Computer ein. Und das brachte mich auf die richtige Spur. „Ingolstadt gegen Mainz“ wurde zuerst angezeigt. Und dann „Ingolstadt gegen Mönchengladbach“. Damit war ich auf einem Gebiet, auf dem ich mich sicher fühle: der Fußball-Bundesliga. Und so sehr ich auch Ingolstadt kirchengeschichtlich skeptisch zu betrachten geneigt bin (Jesuiten usw.) – was den Fußball angeht, tut mir Ingolstadt leid. Die Mannschaft muss absteigen. Die Hoffnung, sich am letzten Spieltag noch in die Relegation zu retten, ist geplatzt. Sie ist beim Spiel Schalke gegen den HSV geplatzt. Und sie ist deshalb geplatzt, weil ein Linienrichter etwas mit den Augen haben muss. Ich kenne dieses „etwas“. Es ist eine Fehlstellung der Augen, die die tatsächliche Mitte nicht in der Mitte sieht, sondern irgendwie daneben. Mein Freund, der HSV-Fan ist (Zufall?), hatte das auch. Wir schrien schon alle. Aber er goss seelenruhig den Kaffee neben die Tasse. Bis er endlich zum Arzt ging. Der konnte ihm helfen. Seitdem landet der Kaffee in der Tasse. Einen solchen Arzt hätte der Linienrichter beim Spiel Schalke gegen den HSV auch gebraucht. Jetzt aber ist es zu spät. Der Linienrichter sah einen Ball im Aus, der nicht im Aus war. Ein Tor für Schalke wurde nicht gegeben. Der HSV war fein raus. Ingolstadt am Boden.
Ich weiß: Der Linienrichter musste in Sekundenbruchteilen entscheiden. Du und ich – wir müssen das nicht. Aber – um im Bilde zu bleiben – heben wir nicht manchmal auch sehr schnell unsere „Fahne“? Sind wir nicht oft unserer Sache verblüffend sicher? „Sehen“ wir nicht bisweilen Dinge, die wir uns nur einbilden? Ich meine, die Liedstrophe, die Bonhoeffer gern singen ließ, ist nach wie vor aktuell: „Jesu, gib gesunde Augen, die was taugen; rühre meine Augen an.“ Eine wichtige Bitte. Denn wie gut wäre es doch, wenn uns nicht nur Ingolstadt, sondern auch viele andere weniger leid tun müssten, nicht wahr?