Gurkenpower contra Grillfackel

Notat to go. Von Barbara Schenck


„Der Wurst-Gurke-Konflikt.“ Die Headline packt mich. „Wieviel Öko-Eifer verträgt die Liebe?“ Das Heft muss ich kaufen. Die Grillsaison erreicht mit der WM ihren Höhepunkt. Bei uns zu  Hause stehen um das ovale Grillfeld zwei begeisterte Fleischesser mir vegetarischen Einzelkämpferin gegenüber.
Wie lange noch werde ich mein Brot auf dem vom Wurstfett triefenden Grill backen, bis wutentbrannt der Spieß der Grillfackel zweckentfremdet wird zum Dolch?

Wer jetzt denkt, der Streit ums Essen sei zu banal, um den Ehe- und Familienfrieden zu stören, höre den Ruf, auch im Alltag einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Sind wir nicht aufgefordert, unser Leben zu bessern? Auch im Kleinen eine gute Ökobilanz zu erzielen?

Also: Ich find‘ natürlich, ich bin im Recht. Fleisch zu essen ist geradezu unmoralisch. Aber Veganerin bin ich auch nicht. Butter auf frischen selbstgebackenen Brötchen. Köstlich! Ja, ja, der leicht schmelzende Aufstrich hat eine ganz miese Ökobilanz. Ein Klimakiller par excellance – im Haushalt ist wohl alles, was von der Kuh stammt, problematisch.  Aber das Rindersteak ist bestimmt schlimmer als die Butter!

Wie schlagen sich andere Paare im Streit ums bessere Leben? Können sie einen Partner akzeptieren, der die eigenen Überzeugungen, gar das Tun, das dem Glauben folgt, nicht nachvollziehen mag?

Was rät das Magazin für Umwelt, Politik und Neue Wirtschaft?
Nur nicht zu viel tiefschürfendes Problembewusstsein hinter den heimeligen Wänden. Das hilft doch nichts. Als Redakteurin kann ich von den Beiträgen viel lernen. Denn: Das will auch niemand lesen. Dafür eine kräftige Prise Humor: Ein Wissenschaftler beklagt sich, wenn er zu spät aus der Wirtsstube heim käme und beteure, nur „ökologisches Weißbier“ getrunken zu haben, bekomme er trotzdem etwas mit dem Nudelholz aus nicht FSC-zertifiziertem Holz ab. Ein anderer sinniert über die Auswirkungen der Mülltrennung: Für die Umwelt habe der Grüne Punkt nicht viel erreicht,  aber Ehepaare, „die sich über Jahrzehnte in der Küche angeschwiegen haben“, hätten sich jetzt etwas zu sagen.

So will ich auch (schreiben) können! Als Theologin greif ich zum Rat: Wer in dieser Sommer-Sonnen-Zeit einen Trauspruch sucht, bedenke: Das handfest Konkrete hilft im Alltag oft mehr als das gewichtig Allumfassende. Ihr kampfeslustigen VegetarierInnen, lest Galater 5,15:
„Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so seht zu, dass ihr voneinander nicht aufgefressen werdet.“
Noch mehr Fleisch fressen – eklig! Wenn doch nur mein Mann sich ernährte wie eine Lilie auf dem Felde…

Literatur:
Bei dem Heft handelt es sich um zeo2, dem Magazin für Umwelt, Politik und Neue Wirtschaft der taz, Ausgabe 3/2014. Die Statements zu Nudelholz und der Auswirkung des Grünen Punktes stammen vom Umweltwissenschaftler Prof. Dr. Michael Braungart und von Prof. Dr. Niko Paech am Lehrstuhl für Produktion und Umwelt, Universität Oldenburg.
http://shop.taz.de/product_info.php?products_id=243800

Barbara Schenck, 25. Juni 2014

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Spontane Mitteilung am frühen Mittwoch Morgen von Matthias Freudenberg, Saarbrücken:
"Bei Gal. 5,15 denke ich an die Beißattacke von Suarez gegen Chiellini im WM-Spiel Italien-Uruguay gestern Abend ..."