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Lust auf Bild und Bibel
Mittwochs-Kolumne. Von Paul Oppenheim
Am oberen Rand steht neben dem Logo der EKD in roter Schrift: „Reformation –Bild und Bibel“. Sonst ist der Umschlag schneeweiß und, erst als ich das Heft schräg gegen das Licht halte, wird darauf ein weißes Kreuz sichtbar. Bei näherem Hinsehen entdecke ich, dass sich da ein Füllfederhalter und ein Pinsel kreuzen. Ich kann nicht umhin an das „White Album“ der Beatles zu denken. Ein Hauch von '68, als man mehr von Revolution sprach, als von Reformation, doch hier wird die Reformation als „Medienrevolution“ thematisiert.
„Der 500. Geburtstag Lucas Cranachs d.J. im Jahr 2015 verschafft uns die Gelegenheit...“ schreibt Ruth Slenczka, die nach dem „Besonderen“ dieses zweitgeborenen Sohns eines berühmteren Vaters fragt. Er habe „die geometrische Grundform des Quadrats als Bild für die Vollkommenheit Gottes“ verwandt, heißt das Ergebnis ihrer Untersuchung. Man versteht nicht wirklich, warum Lucas Cranach dem Jüngeren nach 500 Jahren plötzlich so viel Ehre zuteil wird, aber man hat allen Grund für die Gelegenheit dankbar zu sein.
Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 wird an der Schnittstelle zwischen heiliger Schrift und bildlicher Darstellung des Heiligen ein Themenfeld erkundet, das gerade in der reformierten Tradition besondere Aufmerksamkeit genießt.
Die „Infragestellung des Bildes“, von der der Göttinger Professor Thomas Kaufmann schreibt, durchzieht im Grunde das ganze Heft. Schon der weiße Umschlag stellt das Bildliche in Frage und in seinem Vorwort deutet der EKD Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider auf die „ambivalente Wirkung“ der Bilder hin. Er schreibt: „Das Ziel des Gebotes ‚Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen‘ gilt es ebenso auszuloten wie die Frage nach dem Verhältnis von Urbild und Abbild.“
Unter der Überschrift „Bilder verboten“ befasst sich Klaus Grünwaldt, Oberlandeskirchenrat der hannoverschen Landeskirche, mit der Frage, ob die Israeliten ursprünglich Bilder verehrt haben und was es mit dem Bilderverbot in 2. Mose 20,4-5 auf sich hat. Stephan Schaede, Direktor der Evangelischen Akademie Loccum, verfasst ein Plädoyer für das Lesen der Bibel –„Das Christentum ist keine Bilderbuchreligion“. „Ohne Lesegeduld ist der christliche Glaube nun einmal nicht zu haben“ schreibt er und: „Reformation lebt von Leserevolutionen!“
Der Berliner Vikar Hannes Langbein tritt für eine „protestantische Bildkritik in Zeiten starker Bilder“ ein, und meint, dass „der Protestantismus … vor dem Hintergrund seiner bildkritischen Vergangenheit einen Erfahrungsvorsprung [habe], der zu einer kritischen Ikonologie der visuellen Kultur beitragen kann“. An diesen Stellen horcht der reformierte Leser auf und darf sich auch darüber freuen, dass in einem Beitrag von Henning P. Jürgens ausgerechnet der Genfer Psalter, das „Erkennungszeichen der Reformierten“ als „Erfolgsmodell“ gerühmt wird. Das Heft enthält auch einen Predigtentwurf zu 2. Mose 20,4, den Kathrin Oxen, reformierte Pastorin und Leiterin des Zentrums für Predigtkultur in Wittenberg, verfasst hat. Dieser Entwurf endet mit einem Zitat aus dem Heidelberger Katechismus: „Wir sollen uns nicht für weiser halten als Gott, der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen, sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes unterwiesen haben will (Frage 98)“.
„Bild und Bibel“ – das hört sich zunächst so an, als habe man sich zwischen zwei Themen nicht entscheiden können, aber es macht auch neugierig. Auf knapp hundert Seiten leuchten zahlreiche Facetten dieses Wortpaares kurz auf. Das Heft macht Lust, den einen oder anderen Aspekt weiter zu vertiefen. So zum Beispiel möchte man der Frage weiter nachgehen, ob es stimmt, dass im digitalen Zeitalter „Äußerlichkeiten wichtiger werden“ und „fettige Haare eine sonst gute Predigt ruinieren [können]“, wie der Medienbeauftragte der EKD behauptet. Aber auch anderen Impulsen möchte man folgen, die uns über den Tellerrand schauen lassen, etwa auf das Bilderverbot im Judentum, auf die Bedeutung des Bildes im Islam oder auf die Rolle der Ikonen in der orthodoxen Frömmigkeit.
Insofern kommt das Heft genau richtig für Kirchengemeinden, die jetzt auf der Suche sind nach Anregungen für eigene Veranstaltungen zum Themenjahr 2015: „Reformation – Bild und Bibel“.
Paul Oppenheim, OKR i.R., Mitarbeiter bei der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK), Hannover, 15. Oktober 2014
EKD. Bild und Bibel, den beiden zentralen Kommunikationsmedien der Reformation, gilt die Aufmerksamkeit des neuen Themenmagazins der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).