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Ganz entspannt bleiben, Männer und Frauen!
Einspruch! Mittwochs-Kolumne von Georg Rieger
Immer wieder flammt die Diskussion über ideologischen Feminismus oder die Gender-Manie auf. Nicht nur in konservativen und evangelikalen Kreisen, auch unter seriösen Journalisten und Publizisten gibt es solche, die meinen die Menschheit vor der Gleichmacherei retten zu müssen.
Da wird dann gerne behauptet, die Verwischung der Unterschiede von Männern und Frauen wäre wider die Natur und sowieso völlig blödsinnig. Als Belege werden irgendwelche Papiere, Lehrpläne oder Meinungen vorgetragen, die angeblich „Mainstream“ wären.
Das Wort bedeutet ja, dass etwas Allgemeingut ist oder mindestens auf dem Weg dahin ist. Dass Frauen sich nicht mehr als Frauen und Männer sich nicht mehr als Männer fühlen dürften wäre angeblich Ziel dieses Gender-Mainstream.
Ich fühle mich, wenn ich so etwas lese, immer irgendwie ausgeschlossen. Offensichtlich bekomme ich eine ganz wesentliche Entwicklung in unserer Gesellschaft gar nicht mit. Um mich herum verhalten sich nämlich Frauen wie Frauen und Männer wie Männer und in der Regel unverkrampft, respektvoll und zufrieden.
Natürlich hat sich da etwas verändert und natürlich gibt es auch Probleme. Sexuelle Belästigung, diffamierende Verhaltensweisen – auch gelegentlich von Frauen gegenüber Männern, aber eher selten. Der ganz normale Alltag eben, in dem sich Menschen auch mal nicht korrekt verhalten. Und es gibt nach wie vor eine strukturelle Benachteiligung von Frauen. Das ist ja wohl unbestritten.
Es ist mir auch nicht verschlossen geblieben, dass Männer Schwierigkeiten hatten und manche noch haben, sich mit verändernden Rollen anzufreunden. Die meisten entdecken aber, wie ich selbst übrigens auch, bald die Vorteile einer paritätischen Aufgabenverteilung und Verantwortung.
Ja, es ist etwas in Bewegung was die Rollenbilder angeht. Aber das ist ja das Schöne! Was kann besser sein, als dass sich Frauen und Männer darüber auseinandersetzen, wie sie miteinander leben wollen. Wo Bewegung und auch Spannung drin ist, da ist auch Leben und da entsteht Gutes. Nicht immer nur Gutes, insofern wird es die abschreckenden Beispiele immer geben, die von den Spöttern genussvoll aufgegriffen werden. Aber sie werden die Entwicklung nicht aufhalten, dass sich Frauen und Männer und Mädchen und Jungen vernünftig und entspannt und respektvoll miteinander ins Benehmen setzen, wie sie leben wollen.
Georg Rieger, 4. März 2015