'Der den Geringen aufrichtet aus dem Staube'

Gottesdienst am Küchentisch. Auf der Couch. Oder sonstwo

© Pixabay

Von Kathrin Oxen

Wo zwei oder drei versammelt sind, da ist Jesus Christus mitten unter ihnen. Gott sei Dank. Das heißt: Auch, wenn derzeit keine regulären Gottesdienste stattfinden, wird überall auf der Welt weiter gebetet, gesungen, hört Gott zu und ist nah. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen geben, wie Sie diese Zeit gestalten können.

Was man braucht: Mindestens eine Person. Eine Kerze. Eine Bibel. Vielleicht ein Gesangbuch. Ein kleiner Tipp: Es fällt leichter, wenn man sich einen festen Zeitpunkt setzt. Zum Beispiel am Sonntagmorgen.

Zu Beginn: Kerze anzünden

Eine*r:
Die Glocken läuten und laden ein zum Gebet. Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ – Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, miteinander verbunden über alle Entfernung. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Alle:
Amen.

Eine*r:
Lasst uns beten.

Alle:
Gott des Himmels und der Erde, Vater, Sohn und Heiliger Geist,
dein Wort hat die Welt erschaffen,
dein Wort erlöst und befreit,
dein Wort tröstet und heilt.
Sprich zu uns. Sprich, damit alle Welt hört.
Sprich und verwandle die Welt nach deiner Liebe.
Heute und alle Tage.
Amen.

Psalmgebet Psalm 113

Alle:
Wer ist wie der Herr, unser Gott,
im Himmel und auf Erden?

Im Wechsel gesprochen:


Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn, lobet den Namen des Herrn!
Gelobt sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn!
Der Herr ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
Wer ist wie der Herr, unser Gott, im Himmel und auf Erden?
Der oben thront in der Höhe, der herniederschaut in die Tiefe,
der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz,
dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes;
der die Unfruchtbare im Hause zu Ehren bringt, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.

Alle:
Wer ist wie der Herr, unser Gott, im Himmel und auf Erden?

Heute kann gesungen werden:
EG 165 Gott ist gegenwärtig
oder EG 140 Brunn alles Heils

Eine*r liest das Evangelium für den Sonntag Johannes 3, 1-18

Eine*r liest die Predigt zu Röm 11, 33-36

Glaubensbekenntnis
(nach Dietrich Bonhoeffer)

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Fürbittengebet

Allmächtiger, ewiger Gott,
du lebst im Geheimnis deiner Dreieinigkeit.
Du bist Gott vor allem Anfang,
Du bleibst Gott nach allem Ende,
Vater, Sohn und Heiliger Geist,
so unergründlich in deiner Macht,
so unerforschlich in deiner Liebe.
Wir preisen deinen Namen!
Wir rufen dich an, unseren Vater,
den Schöpfer der Welt,
den Herrn der Geschichte.
Wir bitten dich: Bewahre diese Erde
und das Leben aller Menschen.
Gedenke der Hungernden und der Gefangenen, der Flüchtlinge und Fremden.
Lenke, die Macht und Verantwortung tragen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Wir rufen dich an, Jesus Christus unseren Menschenbruder, unseren Herrn,
auf dessen Wort wir hören.
Hole uns heraus aus aller Ratlosigkeit.
Mach deine Kirche zu einer Wächterin,
lass sie suchen nach Recht und Wahrheit,
Liebe und Versöhnung.
Lass nicht zu, dass der Name Gottes missbraucht wird
Lehre uns deinen Weg der Gewaltlosigkeit und Liebe.
Wir rufen dich an, du heiliger, lebenspendender Geist,
du Wind und Feuer in Enge und Dunkel.
Sei leise und doch spürbar bei unseren Kranken,
begleite unsere Sterbenden auf ihrem letzten Weg.
Wir danken dir für unser merkwürdiges Leben,
so einmalig und kostbar jeden einzelnen Tag,
für die Freude, die du uns schenkst
für die Kraft in schwierigen Zeiten,
für die Momente, in denen wir ganz sicher sind:
Du bist bei uns.
Alle Wege unseres Lebens,
auch die Umwege, auch die Abwege, führen zu dir,
der du vor uns gewesen bist und nach uns sein wirst,
Gott von Abraham und Sara,
von Isaak und Rebekka, von Jakob und Rahel,
Gott der Juden und Gott der Völker,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.

Segen

Alle öffnen die Hände. Eine*r oder alle gemeinsam sagen:

Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.
Amen.

Hier könnte man gut noch ein Lied singen, z.B.
EG 171 Bewahre uns, Gott
EG 65 Von guten Mächten

Kerze auspusten.

Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit nach dem Gottesdienst. Widerstehen Sie der Versuchung, sofort zur Tagesordnung überzugehen. Vielleicht ist jetzt gerade eine gute Gelegenheit, weiter über das zu sprechen, was Sie bewegt.


Kathrin Oxen
Jeden Sonntag: Gemeinsam unterwegs in besonderen Zeiten - von Kathrin Oxen

Kathrin Oxen, Moderatorin des Reformierten Bundes, gibt Ihnen auf reformiert-info.de jeden Sonntag Materialien für den Gottesdienst für Zuhause, dazu eine aktuelle Predigt.
 

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